„Schönheit worldwide“ – Die weltweiten Schönheitsideale

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schoenDa ich mich im Moment beruflich recht viel mit Schönheit und ihrer „Optimierung“ beschäftige, habe ich mir in letzter Zeit vermehrt Gedanken gemacht, was es eigentlich heißt, „schön zu sein“. Klar sorgen gewisse „Grundkonstanten“ dafür, dass Menschen etwas als schön empfinden: Muskeln bei Männern und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Taille und Hüfte bei Frauen beispielsweise. Ergebnisse, die auch in wissenschaftlichen Studien immer wieder überprüft werden.

Da ich in meiner Studienzeit viel herum gekommen bin, weiß ich aber auch, dass die Bedeutung von „Schönheit“ von der jeweiligen Kultur abhängt. Während mich die dunkle Haut der Frauen in Thailand fasziniert und aufgrund ihrer „Schönheit“ angezogen hat, wünschen sich Thailänderinnen nichts sehnlicher, als möglichst weiße Haut zu haben. Viel Geld wird dafür ausgegeben und auch bei 40 Grad im Schatten bedeckt man das Gesicht möglichst voll umfänglich.

Die Wahrnehmung von Schönheit unterscheidet sich also: kulturell aber auch historisch. Aber woher kommt das? Zeit sich ein Wenig mit den unterschiedlichen Schönheitsidealen in den verschiedenen Kulturen zu beschäftigen. Vergleicht man die heutigen Ideale der westlichen Welt mit ihren historischen Vorläufern und den Ansichten anderer Kulturen gibt es einige erstaunliche Entdeckungen zu machen.

Die Leibesfülle im Wandel der Zeit und Kulturen

Rubensfigur-

Füllige Figur im Trend: Die Rubensfigur von Peter Paul Rubens

Wer Gemälde der Alten Meister betrachtet, blickt bei spärlich bekleideten Models meist auf vollschlanke Damen. Man zeigte schon immer gerne, was man hat. Doch während heute Prestigeobjekte am Dekolleté baumeln oder in der Garage auf die nächste Ausfahrt warten, wurde früher auch bei der Leibesfülle nicht gespart. Würde man heute ein gut betuchtes Laufsteg-Model via Zeitmaschine ins 17. Jahrhundert des Barockmalers Peter Paul Rubens schicken, würde es dort nur mitleidige Blicke erhaschen. Das Körpergewicht scheint in der Tat die größte Problemzone bei der selbstkritischen (Spiegel-)Betrachtung. Wer die virtuellen und örtlichen Buchregale durchstreift, bekommt den Eindruck, als gäbe es zu jeder jemals gebackenen Schokoladencremetorte eine Diätfibel. Das liegt auch daran, dass in unserer modernen westlichen Gesellschaft das Dicksein mit negativen Attributen wie Disziplinlosigkeit, Verweichlichung oder Krankheit besetzt ist. In Regionen und Zeiten des Überflusses wird ein schlanker Körper so zum Luxusgut. Das funktioniert auch in die andere Richtung. In ärmeren Kulturen, wo es mit der Versorgungslage hapert, wird Fett teilweise auch zum Statussymbol.

Blass oder braun – je nachdem schön anzuschaun

Die Leibesfülle birgt einen ersten Hinweis bei der Spurensuche nach dem jeweiligen Schönheitsideal. Der Mensch strebt nach dem und bewundert das, welches er selbst nur mit Mühe erreichen kann. Wer es in Asien zu etwas gebracht hat, schuftet nicht auf den unzähligen Reisfeldern – vornehme Blässe ist angesagt. Ganz anders verhält es sich in den westlichen Kulturen. Denn wer braun gebrannt ist, kann es sich leisten in den Urlaub zu fahren oder im heimischen Garten stundenlang in der Sonne zu liegen. Im westlichen Kulturkreis würde auch niemand auf die Idee kommen, sich zum blass geschminkten Gesicht die Zähne schwarz färben zu lassen – ein Merkmal der japanischen Mode Ohaguro.

Was ist schön? Die kulturelle Unterschiede sind teilweise enorm

giraffenfrauen

Nur für Angehörige des eignen Stamms attraktiv: Sogenannte „Girafenfrauen“ aus Thailand.

Nicht selten ist es bis zum schönen Menschen ein hartes Stück Arbeit und die Schönheitschirurgie hat eine lange Geschichte, die bis ins Mittelalter reicht. Da wird Fett abgesaugt und Botox gespritzt, das Dekolleté vergrößert und die Schamlippen verkleinert. Während wir Europäer uns gerne von Mandelaugen verzaubern lassen, werden diese dort als Manko gesehen und mit einer Lidplastik korrigiert. Und während wir in Europa gerne auf „großem Fuße“ leben, konnten chinesische Mädchen davon lange Zeit nur träumen. Dort galten „Lotusfüße“ als Maß aller Dinge. Bei diesem Verfahren wurden gesunde Füße so bandagiert und damit verkrüppelt, dass es eine erwachsene Frau im „Idealfall“ auf gerade einmal Schuhgröße 17 schaffte – in etwa zehn Zentimeter. Ganz anders die Frauen der Padaung, ein Bergvolk im Südosten Myanmars, die es in puncto Hals gerne lang bevorzugen. Die „Giraffenfrauen“ fangen mit einer kleinen Schmuckspirale und 10 cm Höhe an, die alle zwei Jahre durch eine neue, längere ersetzt wird. Die Mädchen der Mursi und Surma, Volksstämme im Südwesten Äthiopiens, bekommen am Ende der Pubertät ihre ersten „Tellerlippen“ verpasst. Hierzu wird die Unterlippe aufgeschnitten und eine aus Ton gebrannte Scheibe eingesetzt, die es im Wechsel und Laufe der Jahre auf bis zu 15 Zentimeter bringt. Und wie verhält sich der männliche Homo sapiens? Da Chinesen lange Beine lieben, lassen sich Männer Metall in die Beinknochen einpflanzen, um zu wachsen. Der Neuseeländer bevorzugt das schmerzhafte Moko, eine komplette Gesichtstätowierung. Und der Mann aus dem Westen lässt ebenfalls Fett absaugen und hat längst Botox sowie Haarwurzel-, Po- und Sixpack-Implantate für sich entdeckt.

Fazit: Schönheit um jeden Preis? Nein.

Ein gepflegtes und schönes Äußeres ist nicht selten Katalysator für den privaten und beruflichen Erfolg. Doch einem Schönheitsideal hinterher zu rennen erweist sich für den Amateur als verdammt mühseliger und schmerzhafter Marathon, da der fiese Trend das Ziel immer wieder ein Stück in die Ferne rückt. Ich persönlich gehe die Sache entspannter an. Die größere Schwester der Schönheit nennt sich bekanntlich Attraktivität. Sie ist der Grund, weshalb uns manche Menschen auch mit kleinen Mankos magisch anziehen.

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4 Kommentare

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    • Norman Plattek auf 10. April 2015 bei 07:49
    • Antworten

    Das ist wohl eine Geschmackssache!
    Gruß.

  1. Es ist ja nicht nur eine Frage des Geschmacks wie jeder von uns seine eigene Ansicht haben.
    Die wie im Artikel schön erklärt wird auch Kulturelle Ansichten vertreten wie auch über Kontinente / Länder man jemanden als „schön“ definiert.

  2. Wir veröffentlichen jeden Freitag Bilder mit chemischen Hintergrund, die unserer Ansicht nach „schön“ sind. Eines der letzten fanden wir besonders gut: „misslungene 3D Drucke“ und daraus entstandene (unfreiwillige) 3D-Kunst.
    Manche unserer Fotos sind manchmal recht „nüchtern“ bzw. technisch, was auch nicht bei allen auf Gegenliebe stossen wird. Zum Glück sind Geschmäcker verschieden.

  3. Die Schönheitsideale differieren nicht nur je nach Region, Kultur und Epoche, Schönheit ist auch nicht unbedingt nur positiv, wie der antike Schriftsteller Xenophon in seinen „Memorabilia“ feststellt: Es ist nämlich schwer, in der Gegenwart schöner Menschen vernünftig und besonnen zu bleiben.

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