Die Alternative Szene in München

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Ja es gibt sie die alternative Szene in München. Auch wenn, wie bereits erwähnt, ein Viertel wie Berlin-Kreuzberg oder Berlin-Friedrichshain nicht existiert. Da geht es doch ein Stück weit gemäßigter zu in der bayerischen Landeshauptstadt. Ich selbst würde mich auch nicht unbedingt als „Alternativer“ im klassischen – das heißt kulturellen – Sinne bezeichnen. Ich folge eher alternativen Gedankengängen, als ausgefallenen Modetrends. Wenn ich weggehe (was selten geworden ist), suche ich aber trotzdem meist nach einer „alternativeren Location“. Manche Kenntnisse der alternativen Szene sind auch aus zweiter Hand, um einen möglichst guten Überblick zu geben.

Alternative Viertel in München

Diesen Überblick über die „alternativen Viertel“ in München zu bieten, ist keine besonders umfangreiche Aufgabe. Es gibt nämlich nicht viele davon. So mancher Berliner würde wohl sagen, dass es in München gar keine alternativen Wohnviertel gibt. Und es ist schon so, dass in München generell die Stadtteile dominieren, die eher als „gut-bürgerlich“ gelten können. Treffpunkte der alternativen Szene in München sind eher „punktuell“ zu finden und erstrecken sich, mit einer Ausnahme, nicht auf ein ganzes Viertel.

Embryo_2013

So alternativ wie das Westend – Die Weltmusiker „Embryo“ | © Embryo, Creative Commons by-sa 3.0 de

Diese Ausnahme bildet das Viertel „Westend“, im offiziellen Sprachgebrauch „Schwanthalerhöhe“ genannt. Sucht man alternatives Wohnen in München wird man am ehersten hier, in Münchens ehemaligem Arbeiter- und Brauerei Viertel fündig. Auch heute noch ist der Arbeiter- und Ausländeranteil dort sehr hoch. Der Gentrifizierung des ehemaligen Treffpunkts der Künstler und Schwulen-Szene in München, dem Glockenbachviertel, ist es zu „verdanken“, dass Münchens alternative Szene im Moment mehr und mehr ins Westend abwandert. Wer jung ist und dazu noch entweder Künstler oder Schauspieler, der zieht heutzutage mit großer Wahrscheinlichkeit ins Westend. Auch die kleinen, alternativen und besonders hippen Modelabels und Designer Münchens sind mittlerweile weitgehend ins Westend gezogen. Kleine Designerläder konzentrieren sich dabei vor allem an der Liegsalz- und Schwantalerstraße. Auch (Neu-)Münchner, die nicht nur einen alternativen, sondern auch sehr linken Anspruch an ihren Lebenstil pflegen, fühlen sich im Westend wohl, vor allem im so genannten „Antifa-Haus“. Kann man einen entsprechenden linken Hintergrund (und Engagement in der Szene) vorweisen, darf man im Antifa-Haus auch sehr kostengünstig wohnen. Wer aber jede Nacht „Haligalli“ erwartet, ist allerdings im Westend falsch, da es hier, anders als im Glockenbachviertel, relativ ruhig zugeht.

Ein ähnliches Schicksal wie das des Glockenbachviertels, sollte dem Westend in nächster Zeit erspart bleiben. Denn ein Vorteil des Quartiers im teuren – und immer teurer werdenden – München besteht darin, dass große Teile des Viertels fest in Hand von zwei bis drei gemeinnützigen Wohngenossenschaften sind. Diese Genossenschaften kennzeichnet eine sehr niedrige Mitgliederfluaktion und es ist sehr schwer dort aufgenommen zu werden. Profitorientierte Investoren haben es gegen eine eng zusammenstehende Gemeinschaft schwer. So wird das Westend auch in der näheren Zukunft schwer zu gentrifizieren sein.

Neben dem Westend und Teilen des Glockenbachviertels kennt München noch ein weiteres, relativ alternatives Viertel, das aber eigentlich gar keins ist. Es wird nur so genannt. Das „Universitäts-Viertel“ gehört eigentlich zur Maxvorstadt und bezeichnet die Häuserblocks in der Amalien-, Schelling-, Türken- und Gabelsbergerstraße rund um Münchens größte Universität, die LMU München. Hier ist München sehr „urban“ und erinnert (ein Wenig) an den Prenzlauer Berg in Berlin. Der Altersdurchschnitt der Bewohner liegt auf studentischem Niveau. In den Straßenzügen reihen sich trendige Bekleidungsläden an eine große Anzahl an Cafes und Nachtbars. Und wer schließlich „alternative Urbanität“ vor allem mit viel Lärm, nacktem Beton und zwielichtigen Spelunken in Verbindung bringt, der wird in der Gegend um den Hauptbahnhof glücklich werden. Nirgendwo ist München so sehr Großstadt wie hier!

Alternative Clubs, Bars und weitere Treffpunkte in München

Club Milla

Bar, Club und Konzerthalle in Einem: Der Club Milla im Glockenbachviertel | © Club Milla

Wie zu erwarten, konzentrieren sich die alternativen „Hots-Spots“ Münchens vor allem im Westend, insbesondere dort wo sich Liegsalz. und Schwantalerstaße treffen. Nichts desto Trotz sind im Glockenbackviertel noch einige „Refugien“ der alternativen Szene“ übrig geblieben. So ist hier z. B. der „Club Milla“ Lokal, Bühne für Livemusik und Nachtclub zugleich. Das Etablissement in einem Kellergewölbe liegt in einem ehemaligen Bachbett und bietet jungen, unverbrauchte Musiktalenten eine Bühne. Im lang gezogenen, nur schwach beleuchteten Kellergewölbe stammen zudem sämtlich Einrichtungsgegenstände vom Flohmarkt.

Schon im Westend liegt der so genannte „Kulturladen Westend“. In einem Hinterhofgebäude untergebracht, ist der Kulturladen, nach eigener Aussage, „der „Kunst und Kultur von Unten“, ebenso verpflichtet, wie der Aneignung und Ausübung der „klassischen“ „Kultur“. So finden hier laufend Schriftstellerkurse, Ausstellungen, Kleinkunst-Theater Aufführungen und literarische Diskussionen statt  Mit wenig Geld, dafür aber viel Underground-Charme macht der Kulturladen in Münchens Künstlerszene immer wieder auf sich aufmerksam.

Doch nicht nur in (Kultur-)Läden gibt sich das Westend künstlerisch. Den vielen schöpferisch veranlagten Menschen im Viertel ist es zu verdanken, dass hier immer wieder spontane Aktionen von Künstlern stattfinden, die meist mit einfachen Notizen an den Fenster angekündigt werden. Dabei verlesen Kleinkünstler dann spontan Fremd- oder selbst kreierte Texte am Fenstersims. Auch besteht im Westend wohl die beste Chance eine ganz besondere Band spielen zu hören: „Embryo“. Die Weltmusiker, die ursprünglich aus München stammen, reisen seit 40 Jahren um die Welt, veranstalten Straßenkonzerte und spielen in alternativen Clubs.

Ein Kleinod im Herzen des Westends: Das Cafe Mareis | © Café Mareis

Ein Kleinod im Herzen des Westends: Das Cafe Mareis | © Café Mareis

In Münchens Künstler-Viertel kann es einem sogar passieren, dass man Kunst auf dem Flohmarkt entdeckt. Selbige werden nämlich alle paar Wochen in den Hinterhöfen des Viertels abgehalten. Hier verkauft dann jeder Wohnblock nicht mehr benötigte Einrichtungsgegenstände oder dergleichen. Manchmal soll aber hier auch schon der ein oder andere Kunstgegenstand über den nicht vorhandenen Ladentisch gegangen sein.  Eine Liste mit den Terminen findet sich auf der Homepage des Kulturladens.

An der Schwantalerstraße, Ecke Parkstraße findet sich ein wahres Schmuckstück des Westends, insbesondere für Liebhaber feiner Kaffeehaus-Kultur: Das Café Mareis ist ein ehemaliges Kurzwarengeschäft aus der Gründerzeit Deutschlands. Die alte Einrichtung wurde für die Ausstattung des Cafés vielfach übernommen. So kann man im Café Marreis nicht nur sehr gutes Essen und erlesene Kaffeespezialitäten käuflich erwerben. Auch die Einrichtung und allerhand „Nützliches“ aus den Kurzwarenschubladen stehen im Marreis zum Verkauf. Doch damit nicht genug: An den Wänden sind immer wieder Kunstgegenstände ausgestallt. Gefällt ein Ausstellungsstück, kann auch dies, nach Absprache mit den Cafébetreibern käuflich erworben werden. Im Marais trifft gute Gastronomie auf die Künstlerszene in München.

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Ein wenig trashy, dafür aber trendy und gemütlich: Die Cubar | © Cubar

Wer es nicht nur alternativ, sondern auch noch gemütlich mag, kann im Westend die Arbeitswoche ganz entspannt ausklingen lassen: Am Besten in der Cu-Bar. Das Lokal liegt in einem Keller, in den man durch einen unscheinbarer Eingang gelangt. Sämtliches Mobiliar wurde der Cu-Bar geschenkt. Die auch hier oft stattfindenden Kunst-Performances haben deswegen etwas modern-trashiges an sich. Wem dies gefällt kann die Einrichtung gleich mitnehmen. Das Mobiliar ist hier nämlich käuflich zu erwerben. Last but not least kommen.im Westend auch Freunde anspruchsvoller Poetry Slams auf ihre Kosten. Die Kultur-Kneipe „Stragula“ lädt jeden dritten Samstag zum „POETRY SLAM WESTEND“

Natürlich findet sich die alternative Szene in München nicht ausschließlich im Westend zusammen. So gibt es in zwei größere „Szene-Clubs“, die zwar voll kommerziell und gewinnorientiert arbeiten, aber trotzdem ein junges und oft alternatives Publikum beheimaten. So kann man im Münchner Nachtleben im Backstage am Hirschgarten „richtig alternativ abfeiern“. Die Großraumdiskothek bietet des Öfteren anspruchsvolle Reggae und Punk-Rock Konzerte. Das gleiche gilt für das „Feierwerk“, das noch immer relativ „independent“ geblieben ist. So fühlen sich auch hier die Anhänger der Szene bei Konzerten und in den zahlreichen Bars und Clubs des Geländes wohl.

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„Das Nachtleben in Angriff nehmen“ Diese Redewendung hat der Designer der roten Sonne wörtlich genommen und sich wohl davon inspirieren lassen | © Rote Sonne

Mehr Kneipe als Disco sind die beiden angesagten „Kult-Kneipen“ Rote Sonne und das Substanz. Hier macht ein junges und überwiegend studentisches Publikum Party in München. So finden Erstsemester, die aus anderen Landesteilen zugezogen sind, hier einen guten Platz um in München Leute kennen zu lernen. Später am Abend wird aber auch hier ausgelassen getanzt und gefeiert.

Abschließend findet sich ganz am Münchner Stadtrand noch ein Refugium der alternativen Szene in München. So trifft man sich ganz Im Nordosten der Stadt im Bürgerpark Unterföhring. Das Kafe Kult gibt es als ehrenamtlich betriebene Veranstaltungs-Location schon seit 1999. Der „Lade“n ist ein echter Geheimtipp in Sachen Newcomer Bands. Hier spielen vor allem neue und unverbrauchte Gruppen aus dem Bereich Punk Rock, Hardcore und DIY. Mehr dazu findet ihr diesem netten, kleinen Video:

Diese kleine Liste alternativer Treffpunkte in München beansprucht natürlich keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit. Wer also noch mehr alternative Plätze und Treffpunkte in München kennt, den bitte ich an dieser Stelle ausdrücklich um einen Kommentar. Ich und viele andere, die nach alternativen Treffpunkten in München suchen, werden es euch danken!

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5 Kommentare

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  1. Ein wenig außerhalb von München, nämlich in Kirchheim/Heimstetten, liegt noch ein geheimtipp, vor allem aus der Punk-Rock und Metal Szene. Dort ist, nach Abriss der alten Räume, im Keller des Jugendzentrums, das Rülps zu Hause.
    Hinter dem Rülps verbirgt sich ein autonomer Verein, Rülps e.V. der mindestens einmal im Monat immer Samstags Konzerte sowie über das Jahr verteilt verschiedene Partys wie die Irish Lounge, bei der es dann Cider, Irisches Bier und Whiskey gibt oder, angesichts der Jahreszeit, die Halloween Partys.

    Wer sich dafür interessiert und mal vorbeischauen möchte kann sich gerne auf der Homepage ein genaueres Bild des Vereins machen oder sich über anstehende Veranstaltungen informieren.

    Neben der Halloween Party am 31.10. gibt es im November wieder eine Irish Lounge (16.11.2013) und am 30.11. ein Punk-Konzert mit CD-Release Party!

    • Meike auf 19. Dezember 2013 bei 14:10
    • Antworten

    Ich war erst vor 2 Wochen in berlin. Mein letzter Besuch lag fast 12 Jahre zurück und es hat sich mit den Jahren eine Menge verändert. Gerade in berlin Mitte wird man von neuen Gebäuden fast erschlagen. Da tut ein Abstecher nach Friedrichshain wirklich gut und man lernt die Hauptstadt von einer anderen (besseren) Seite kennen. Zahlreiche kleine Boutiquen und Bars zeichnen dieses hübsche Fleckchen Berlin aus.

    • Robert Nabenhauer auf 9. April 2019 bei 19:28
    • Antworten

    Danke für die Info.

  2. Bahnwärter Thiel

  3. Amen

  1. […] sind Menschen wie du und ich. Abseits der Schicki-Micki Meilen findet sich auch in München eine „alternative Szene“ von weltoffenen, toleranten und vielseitigen Menschen. Man muss in München nur ein wenig genauer […]

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